„Bir Belediye Başkanı köprü kurucusudur. Her zaman ve her gün yeniden.“
Richtig, das ist türkisch. Und steht so auf Seite 1 des Flyers von Roger Tietz. Den gibt es nämlich mittlerweile auch in türkischer Übersetzung. „Und das ist gut so“, sagt Roger Tietz.
Denn Michelstadt ist eine Stadt der Vielfalt. Das zeigt sich auch in der Bevölkerungsstruktur. „Mit 26,9 Prozent ist der Anteil an Personen mit Migrationshintergrund vergleichsweise hoch; er veranschaulicht die Diversität der Stadt.“ So ist es ganz offiziell auf den Webseiten der Stadt nachzulesen.
Die größte Zuwanderungsgruppe mit etwa 21 % kommt aus der Türkei. Viele sind schon lange hier, in zweiter oder dritter Generation, in Deutschland geboren, deutsche Staatsbürger, fühlen sich hier zu Hause und sind gut im gesellschaftlichen Leben integriert. In den politischen Gremien spiegelt sich die Bevölkerungsstruktur noch nicht angemessen wieder.

Schon vor einigen Wochen hat Roger Tietz deshalb die Moschee in Stockheim besucht, den Vorsitzenden Nusret Yayla und den Hoca Kadir Sanli kennengelernt und sich mit ihnen intensiv ausgetauscht. Was es heißt, ein Zugewanderter zu sein, hat Roger Tietz in seiner Kindheit selbst erlebt, als er im Alter von sechs Jahren als gebürtiger Kanadier und Sohn deutscher Auswanderer in das Land seiner Eltern kam. „Deshalb“, sagt er, „freue ich mich riesig, dass jetzt Berrin bei uns mitmacht.“

Gemeint ist Berrin Akbayir, ihre Eltern stammen aus der Osttürkei, sie selbst ist in Michelstadt geboren. Die 25-jährige Studentin der Erziehungswissenschaften, Mitglied der alevitischen Gemeinde, kandidiert auf Platz 10 der SPD-Liste zur Stadtverordnetenversammlung.
„Ein guter Anfang“, findet Roger Tietz, der noch mehr Menschen mit Migrationshintergrund für eine Mitarbeit in der Kommunalpolitik gewinnen möchte. Deshalb hatte Roger Tietz Berrin Akbayir gebeten, seinen Flyer ins Türkische zu übersetzen.
Berrin wird das auch mit dem SPD-Wahlprogramm tun und will damit „Mut machen zum Mitmachen“, so, wie es dem Motto der Michelstädter SPD und ihres Bürgermeisterkandidaten entspricht. Ein Flyer in einer noch vertrauteren Sprache als Deutsch, könne dafür eine Brücke sein. Denn, ist sie sich mit Roger Tietz einig:
„Ein Bürgermeister ist ein Brückenbauer. Immer. Und jeden Tag neu.“