SPD-Michelstadt unterstützt Forderung des Landrats, der Kreistagsfraktion und des Unterbezirksvorstands
Die ersten Impfdosen gegen das Coronavirus werden derzeit Pflegeheim-Bewohnern und -Personal zur Verfügung gestellt. Im Anschluss sollen auch die Impfzentren hochgefahren werden – aber nur jene an den Standorten der zentralen Covid-Krankenhäuser. Das sind die Städte Frankfurt, Wiesbaden, Kassel, Gießen, Fulda und Darmstadt. Heißt: In Erbach wird erst einmal nicht geimpft. „Das ist extrem unbefriedigend“, kritisieren der SPD-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Raoul Giebenhain, und SPD-Unterbezirksvorsitzender Rüdiger Holschuh.
„Es ist völlig unverständlich, dass diese Impfzentren unabhängig von der jeweiligen Inzidenz geöffnet werden sollen. Die Landesregierung verpflichtet den Odenwald, in dem es deutlich weniger Ärzte gibt als in Darmstadt, ein Impfzentrum mit der gleichen Dimension aufzubauen, von den Impfungen soll aber nur die Stadt profitieren“, kritisiert Holschuh.
Landrat Frank Matiaske interveniert
Bereits zuvor hatte Landrat Frank Matiaske (SPD) den Finger in die Wunde gelegt. Der zeigte sich zwar erfreut über den anstehenden Beginn der Impfungen gegen das Coronavirus SARS-CoV-2, hat aber kein Verständnis für die Strategie der schwarz-grünen Landesregierung bei der Öffnung der Impfzentren.
Der Landrat hatte ausdrücklich darum gebeten, für die Öffnung der Impfzentren die Sieben-Tage-Inzidenz als Maßstab heranzuziehen. Dabei erfährt er Unterstützung von anderen Landratskollegen aus dem ländlichen Raum. Deren gute und triftige Argumente fanden aber in Wiesbaden kein Gehör. Matiaske hofft jedoch, die Landesregierung noch umstimmen zu können.
Giebenhain und Holschuh formulieren es weniger diplomatisch. „Vor ein paar Tagen noch ließen sich die lokalen Landtagsabgeordneten von CDU und Bündnis 90/ Die Grünen vor dem Impfzentrum in Erbach ablichten“, so Giebenhain. „Und jetzt tragen diese den Kurs der Landesregierung kritiklos mit.“
Die beiden SPD-Kommunalpolitiker appellieren an ihre Kollegen MdL Sandra Funken (CDU) und MdL Frank Diefenbach (Grüne), ihren Einfluss in Wiesbaden zugunsten des Odenwaldkreises geltend zu machen, „statt im leeren Impfzentrum schöne Fotos zu schießen“.
Zum Hintergrund
Hessenweit kommen noch in diesem Jahr in einer ersten Phase 48.750 Impfdosen an. Davon sind 40.700 für Heime vorgesehen und 8.050 für Krankenhäuser – allerdings nur für die koordinierenden Covid-Kliniken (das ist für den Odenwaldkreis das Klinikum Darmstadt). Damit geht die das Gesundheitszentrum in Erbach leer aus. Der Odenwaldkreis soll insgesamt 880 Impfdosen bekommen, ausschließlich für Pflegeheim-Bewohner und -Personal. Die allererste Lieferung besteht aus 85 Impfdosen. Gestartet wird am heutigen 28. Dezember 2020.