Am 14. März sind Kommunalwahlen und der Wahlkampf nimmt nach kurzer Weihnachtpause wieder Fahrt auf. Zwar haben sich viele Aktivitäten ins Digitale verlagert, doch analoge Aufmerksamkeiten, sogenannte „Giveaways“, kommen immer gut an: der legendäre Kuli, die bunten Luftballons, oder, wenn es mal etwas kreativer zugeht, das Plätzchenförmchen. Roger Tietz verteilt Honig in kleinen Gläschen mit hübschem Bienen-Etikett und der Aufschrift: „Roger macht Honig“.
Bienen schwärmen für Roger

Das ist natürlich eine Übertreibung, denn den Honig machen die Bienen selber und die Arbeit ein mit Roger befreundeter Imker. Dessen Bienen schwärmen auf Rogers Blumenwiesen am Waldhorn und tragen so ihren Teil dazu bei, dass die wieder Welt ein klein bisschen runder wird. Denn, so Tietz, ganz so rund drehe sie sich nicht mehr: „Und die Herausforderungen, die sich beim Umwelt- und Naturschutz stellen, können wir nur gemeinsam lösen.“
Selbstversorgung, Kleintierhaltung oder das Anpflanzen von Blumenwiesen könne eine Kommune wie Michelstadt fördern und unterstützen. „Bebauungspläne ändern, Grünflächen festschreiben, Raum schaffen für Insekten und Vögel, dafür kann ich als Bürgermeister sorgen.“ Regionale Produkte kaufen und damit Kreisläufe schaffen, das könnten alle gemeinsam jetzt schon tun, appelliert Roger Tietz.
Neue Wege
Seit langem hält er rebhuhnfarbige Italiener, eine alte Landhuhnrasse, sehr zur Freude der Spaziergänger, denn die freilaufenden Hühner wirken geschwindigkeitsbegrenzend auf die autofahrenden Besucher des Friedwaldes oder des Flugplatzes. Vor einigen Jahren hat Roger noch rote Wollschweine in Weidehaltung gezüchtet, bis ihm die Europäische Schweinehygienhaltungsverordnung die Freilandhaltung unmöglich machte. „Ich bin ein von bürokratischen Monstern gebranntes Kind“, stellt er lachend fest.
„Wenn wir hier neue Wege gehen“, weiß er, „sind das eigentlich nur die alten Pfade, die wir verlassen haben. Das Miteinander von Mensch und Tier war für unsere Altvorderen selbstverständlicher“, erinnert er sich. Das Bienensterben ist für ihn eine ernsthafte Bedrohung: „Die Bienen unterstützen bringen uns dazu, über unsere Organisationsformen nachzudenken.“
Anregung zum Nachdenken
Dazu möchte Roger Tietz auch die Michelstädterinnen und Michelstädtern anregen, wenn er ihnen eine kleine Portion Waldhorn-Honig mit auf den Weg gibt. „Denn Umweltschutz und Solidarität sind für mich keine politische Richtungen, sondern sollte die Grundlage unseres Handelns sein“, fordert er. Seine Honiggläschen sind also weit mehr als nur eine süße Wahlkampfgabe.