„Zum Gedächtnis derer, die für die Freiheit ihr Leben einsetzten.“

Bild: Archiv Baulust

Seit 1996 ist der 27. Januar in der Bundesrepublik der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.

Er erinnert an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945.
Das Glockenspiel auf dem Dach der Michelstädter Stadtkirche darf man an diesem Tag mit besonderer Aufmerksamkeit hören. Ursprünglich 1913 von dem in die USA ausgewanderten Michelstädter Bürger Friedrich Braun gestiftet, sind die 28 Glocken im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmt worden. Als „Metallspende des deutschen Volkes“ propagiert wurden sie eingeschmolzen und dienten als Rohstoff für die Herstellung von Kriegswaffen.
Seit 1958 spielt es wieder am alten Platz, dank zahlreicher großer und kleiner Spenden der Michelstädter Bürgerinnen und Bürger.

Bild: Archiv Baulust

2006 bei der Sanierung des Glockenturmes durch ihre Firma Baulust, die vom Förderkreis Historisches Michelstadt e. V. finanziert wurde,  stolperten Roger Tietz und Stephan Seidel über eine Inschrift, die so ganz anders lautet als die Widmungen der anderen Glocken: „Zum Gedächtnis derer, die für die Freiheit Ihr Leben einsetzten.“ Diese Glockenspende stammt vom Erbach-Fürstenauer Grafenhaus.
„Wer weiß denn heute noch, dass dieses Grafenhaus den zweiten Weltkrieg in Brasilien überwintern musste?“, hat sich Roger Tietz seinerzeit gefragt.

Gedenktage richten sich wider das Vergessen

„Ich habe in meiner Jugend Zeitzeugen und Opfer des Holocaust kennenlernen dürfen“, erzählt Tietz. „Ihre Geschichten haben mein Weltbild beeinflusst, ihre moralische Kraft meine Überzeugungen geprägt und meine Ideale geformt.“
Anlässlich des Gendenktages appelliert der Bürgermeisterkandidat der SPD: „Lasst uns heute der Opfer des Holocaust gedenken und derer, die bis zuletzt Widerstand leisteten und für die Freiheit ihr Leben einsetzten.“