Der Mammutbaum ist „entnommen“ – aus guten Gründen

„Nach eingehender Abwägung wird beschlossen den Mammutbaum mit Standort in der Rudolf-Marburg-Straße 36, Michelstadt, dem Grundstück zu entnehmen. Kompensationsmaßnahmen sind im Pflanzkonzept vorzusehen.“

Diesen Beschluss fasste die Michelstädter Stadtverordnetenversammlung auf ihrer außerordentlichen Sitzung am Abend des 21. Juni 2021, umgesetzt wurde er am Abend des 22. Juni 2021.
Zugestimmt haben die Fraktionen von SPD, ÜWG, CDU und FDP. Die Grünen stimmten dagegen, Enthaltungen gab es keine.

Warum die SPD-Fraktion der Magistratsvorlage VL-259/2021 zugestimmt hat

hat unser Fraktionsmitglied Dr. Andreas Untergasser, als promovierter Biologe, Lehrer am Michelstädter Gymnasium und Privatdozent ein Fachmann, wie folgt begründet:

Mammutbäume wachsen an der Westküste der USA. Sie brauchen im Sommer viele Wasser und tolerieren keine Staunässe. Unter optimalen Bedingungen können sie 100 Meter groß werden. Sie werden dann auch häufig von Blitzen getroffen, was sie in der Regel überleben.

Mammutbäume haben in unserem Ökosystem nichts zu suchen

Aus unserer Sicht ist es fraglich, ob ein solcher Baum in Deutschland und vor allem in einer Stadt neben einem Kindergarten stehen sollte. Mammutbäume sind hier artfremd. Da ihre Samen meist erst nach Waldbränden keimen, verbreiten sie sich nicht stark und sind keine invasiven Arten. Dennoch haben sie in unserem Ökosystem nichts zu suchen, ihre kleinen Nadeln werden kaum gefressen und sie werden auch nicht von vielen ortsansässigen Tieren genutzt. Aus biologischer Sicht hat er für unser Ökosystem keinen Wert.

Die Überlebensfähigkeit des Mammutbaumes ist an dieser Stelle nicht mehr gegeben

Eigentlich versucht man in der EU die Verbreitung fremder Arten einzuschränken. Da von diesem Baum keine direkte Gefahr ausgeht, müsste man nicht sofort aktiv werden. Werden die Sommer trockener, kann die Überlebensfähigkeit des Mammutbaumes an dieser Stelle nicht mehr gegeben sein.
In Michelstadt gibt es viele Mammutbäume, sie sind nicht selten. Am Asselbrunner Spielplatz ist einer am Absterben, am Gymnasium Michelstadt gibt es mehrere, einer ist deutlich größer als der am Standort des neuen Kindergartens.

Bäume beeinflussen das lokale Klima positiv

Dem steht gegenüber, dass es ein großer Baum ist, der eine positive Wirkung auf seine lokale Umgebung hat. Er filtert Feinstaub und verdunstet Wasser, das das lokale Klima positiv beeinflusst. Der Kindergarten soll an diesem Standort mehrere Jahrzehnte betrieben werden, in dieser Zeit ist mit einem trockenen Klima zu rechnen.

Obstbäume oder andere heimische Arten schaffen ökologischen Mehrwert

Da es außerdem für die städtische Tierwelt besser wäre, plädiert die SPD dafür, den Baum durch eine lokale Art zu ersetzen, die besser in die hiesige Natur integriert ist. Unser Michelstädter Förster Burkhardt Klose kann sicher einen für den Standort und den Kindergarten geeignete Art vorschlagen. Das sind z.B. Obstbäume oder, wenn es größer sein sollte, eine Walnuss der Sorte 1247. Die ökologische Bilanz rund um den neuen Kindergarten in der Rudolf-Marburg-Straße 36 würde damit eindeutig verbessert werden.

Die Beschlussvorlage_VL-259-2021 zum Nachlesen (bitte klicken)

P.S. (für aufmerksame Leserinnen und Leser der Beschlussvorlage):
Die SPD-Fraktion hat in der Debatte darauf hingewiesen, dass die entlang der Rudolf-Marburg-Straße vorgesehene „Bepflanzung mit den Schatten spendenden Solitärbäumen Quercus petraea, Trauben-Eiche“ aufgrund des möglichen Befalls durch Eichprozessionsspinner nicht die optimale Lösung darstellt.