Michelstadt erhält Fördermittel aus dem Landesprogramm „Zukunft Innenstadt“
Als „tolle Nachricht zum Ende meiner Amtszeit“ bezeichnet Bürgermeister Stephan Kelbert den Zuwendungsbescheid des hessischen Wirtschaftsministeriums, der am 8.September im Michelstädter Rathaus eintraf. Die Michelstädter Innenstadt wurde als Förderstandort des Landesprogramms „Zukunft Innenstadt“ ausgewählt, die angemeldeten Projekte werden mit bis zu 250.000 € unterstützt.
Beharrlichkeit der SPD im Magistrat
Es hätte auch ganz anders kommen können, berichtet Kelbert: „Solche Ausschreibung sind in der Regel extrem kurzfristig und von unserer Verwaltung nicht nebenbei leistbar.“ In dieser Bürgermeister-Übergangszeit sei es allemal ein gemeinschaftlicher Kraftakt gewesen, zumal dafür relevante Stellen aus Rücksicht auf den Amtswechsel derzeit nicht besetzt sind. Der konstruktiv hartnäckigen Initiative einzelner Mitglieder des Magistrats sei es zu verdanken, dass binnen 14 Tagen dennoch eine sehr fundierte und durchdachte Interessensbekundung eingereicht werden konnte.
Beispielhafte parteiübergreifende Zusammenarbeit
Eine unbürokratisch gebildete Ad-hoc-Arbeitsgruppe bestehend aus Verwaltung, Magistrat, Fraktionsvorsitzenden und Mitgliedern der citta-slow-Gruppe nahm sich der Sache an. Sie konnte dabei neben eigenem Sachverstand und kreativen Ideen auch auf eine Machbarkeitsstudie zur Innenstadt aus dem Jahr 2015 zurückgreifen.
Stärkere Verankerung der Cittaslow-Prinzipien
Zwar habe die Stadt Michelstadt mit ihrer historischen Altstadt eine Ausnahmestellung im Odenwaldkreis, so heißt es in der Interessensbekundung, stehe aber „wie andere Städte auch vor Herausforderungen: so stellen Alltagseinkäufe keinen Anlass mehr dar, in die Innenstadt zu gehen, inhabergeführte Fachgeschäfte suchen altersbedingt Nachfolger, es gibt einige leerstehende oder untergenutzte Gebäude, die historischen Gegebenheiten erschweren die Umsetzung der gewünschten Barrierefreiheit.“
Auf den Cittaslow-Prinzipien solle nun aufgebaut und diese stärker in der Stadtentwicklung verankert werden. Dafür sollen gemeinsam mit den verschiedenen Zielgruppen Ideen für die Belebung der Innenstadt Michelstadts entwickelt und umgesetzt werden. „Insbesondere niedrigschwellige und kreative Beteiligungsformate werden dabei zum Einsatz kommen“, erläutert der Bürgermeister.
Auch der verstärkte Dialog mit den Gewerbetreibenden und Immobilieneigentümern der Innenstadt ist angestrebt. Dabei gehe es „nicht nur um gemeinsame Aktionen zur Belebung der Innenstadt, sondern auch um konkrete Unterstützungsangebote z.B. bei der Digitalisierung und der Suche nach Nachfolgelösungen.“ Bei Leerstand aufgrund schwieriger baulicher Gegebenheiten und damit Schwierigkeiten bei der Übergabe will die Stadt mit einem „Planungsbudget“ für Architektenleistungen unterstützen.
Mit Startprojekten sofort ins Handeln kommen
Parallel zu solchen konzeptionellen Prozessen will Michelstadt mit einzelnen Startprojekten sofort „ins Handeln kommen“ und die Cittaslow-Prinzipien praktisch erlebbar machen. Konkret angedacht sind mobile und multifunktionale Sitzgelegenheiten in der Altstadt, eine Leseecke an der Stadtbücherei im Kellereihof, die Neugestaltung des Burggraben-Areals zu einem generationenübergreifenden Treffpunkt mit Backhaus, Obstbäumen, Sitzgruppen, Spiel- und Parcoursgeräten sowie einem barrierefreien Zugang vom Parkplatz.
Angestrebt ist auch ein taktiles Modell der historischen Altstadt am Marktplatz, anknüpfend an die historische Brunnen-Tradition in der Stadt verteilte Trinkwasserspender, E-Bike-Ladestationen zur Förderung nachhaltiger und entschleunigter Mobilität und versenkbare Poller zur Verkehrsberuhigung. Auch die Schaffung eines größeren Jugendtreffpunkts am bestehenden Skaterparcours am Bienenmarkt gehört zu den Vorhaben aus den Mitteln des Förderprogramms.
Bewerbung auch für das Bundesprogramm
„Wir wollen zeigen, dass Michelstadt loslegt,“ resümiert Stephan Kelbert. Dass er als scheidender Bürgermeister mit dem Förderbescheid des Landes nur noch den Startschuss geben kann, mache ihn zwar ein bisschen wehmütig, doch er wisse den Prozess in guten Händen.
Nachfolger Tobias Robischon bastelt mit einer vergleichbaren Arbeitsgruppe bereits am nächsten Förderantrag, der Bewerbung zum Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“. Eingereicht werden muss alles spätestens am 17. September, dem Tag seiner Amtseinführung.